Berührungen
Soziale Berührungen…
Oder wie ich mein Pferd ertaste.
Unsere Pferde können in verschiedenen Körperzonen auch verschiedene Intensitäten der Berührung wahrnehmen.
Die Flanken, das Maul, der Widerriss und der Ellbogen sind nach Aussage mehrerer Studien, extrem sensitiv und empfindlich. Manche Pferde mögen es nicht, z.B. an den Ohren oder den Augen berührt und genauso mögen es auch einige nicht so gern an den Innenseiten des Fesselgelenkes angefasst zu werden, andere lieben es.
Diese besondere Berührungsempfindlichkeit an den verschiedenen Stellen ihres Körpers, nutzen Pferde um ihre sozialen Bindungen durch liebkosen, kratzen. beißen oder nur sanftes berühren zu vertiefen.
Genauso aber auch um ihre Rangordnung in der Gruppe zu ordnen.
Jeder hat, was ich hoffe, schon einmal sein Pferd beim zärtlichen kraulen der Mähne mit einem Kollegen gesehen, ein sanftes berühren, Nase an Nase. Hach, immer wieder schön sowas zu beobachten. Mag mir gar nicht vorstellen, die Pferde, die meist für den Sport in Einzelhaft gehalten werden, mit fast nie einem Kontakt zu einem Artgenossen.
Das ist dann wie mit diesen Leinenhunden, die nie zu einem anderen zum Schnuppern dürfen und dann die ganze Zeit bellen, weil sie nicht kontaktfähig sind. Unsere Lieben verfügen über eine sehr differenzierte Art der Verständigung durch Körperberührung, von sehr zärtlich bis zu eher rau und hart.
Viele unserer Pferde werden als bissig oder unerzogen abgestraft, dabei wollen sie uns, ihren Freund, doch meist nur in die eigenen Rituale ihrer Herde, z.B. beim Putzen mit einbeziehen.
Klar gibt es auch Grenzen, die unsere Pferde einhalten müssen, allein um unsere Gesundheit zur schützen.
Wir sollten das tägliche Putzen dafür nutzen, um die Beziehung mit unserem Partner zu vertiefen und nicht nur, um das Fell von Matsch und Staub zu reinigen, weil unser Pony mal wieder ein Bad darin genommen hat.
Ich sehe immer wieder, dass Menschen überhaupt nicht darauf reagieren, wenn sein Pferd es mal sanft mit der Nase versucht, sich bemerkbar zu machen.
Nein im Gegenteil, dann wird der Strick am Anbinder noch kürzer gemacht, nur das stillgestanden wird.
Wir müssen, wie so oft lernen, auf unseren Freund einzugehen und dessen Bedürfnis, nach Bindung und sozialen Kontakt nachzukommen.
Aus Sicht des Pferdes zu kommunizieren, es auch mal Pferd sein lassen und nicht immer nur den Menschen, raushängen zu lassen.
Wir können mit Ihrer Berührungssprache, auch Emotionen übermitteln und unserem Pferd zeigen, das wir auf seiner Ebene der Kommunikation einlassen.
Es gibt nichts schöneres, als mit meinem Gesicht an der weichen Nase meines Pferdes zu streifen und den Atem, der aus den Nüstern kommt zu spüren und zu hören. Ganz nah bei meinem Pferd sein, den Kopf in meinen Händen halten und seinen Duft zu riechen. Meine Pferde kommen schon und legen Ihren Kopf ganz von allein in meine Hände und schließen die Augen.
Kann es etwas Schöneres geben?
Wir können aber auch nichts erzwingen, nicht jedes Pferd ist bereit, sich so Berühren zu lassen, oft dauert es Jahre bis ein Pferd diese Nähe zulässt.
Meine alte Dame Sue, hat in den ersten 15 Jahren ihres Lebens, es gehasst, von anderen angefasst zu werden, sie hatte auch in der ganzen Zeit nur zwei Pferden, erlaubt sich mit ihr zu kraulen.
Sie war eine Leitstute in ihrer Herde und fand, dass sie unantastbar war, was sie auch den Menschen gezeigt hat.
Beim Putzen hat sie es eher erduldet, anstatt zu genießen. Aber irgendwann hat sich das gewandelt und jetzt genießt sie es auch ganz dolle…
Wir können durch Beobachtung lernen, wo das Pferd es mag berührt zu werden und wo nicht. Ich versuche, wenn ich mit neuen Pferden trainiere, ihre Wohlfühlzonen heraus zu finden, um diese dann immer zu Belohnung zu stimulieren.
Jedes Pferd hat, wie wir Menschen auch Stellen, an denen es angefasst werden möchte und Stellen, wo wir lieber unsere Finger weglassen sollten.
Ich streife mit meinen Händen das ganze Pferd ab und beobachte dabei das Ohren- und Augenspiel fühle unter meinen Händen die Anspannung der Muskulatur und habe so einen guten Sensor für die (erogenen) Zonen, die es mag.
Um nochmal auf das Sinnesorgan Nase beim Pferd zurück zu kommen, sie ist wie eine Art Radar und funktioniert, mit den Tasthaaren und dem Riechorgan zusammen als Sensor.
Pferde verbinden drei Dinge zu einem Bild in ihrem Kopf.
Sie führen den Geschmack, den Geruch und die Struktur zusammen und erhalten dann das Ergebnis, das abgespeichert wird. Also ist es ganz wichtig, unserer Pferde auch mal an uns lecken und wie oben schon geschrieben, an uns riechen zulassen.
Sie sind fast wie Elefanten, sie vergessen dieses Ergebnis nie.
Ein alter Horseman hat mir mal gesagt, geh zu einem Pferd, nehme seinen Kopf in die Hand, berühre seine Tasthaare und blase im sanft in die Nüstern und du wirst sehen, es wird dich immer wieder erkennen.
Das mache ich heute immer noch so und bilde mir ein, dass es funktioniert. Aber wir sehen es ja sehr oft, wenn wir unser Pferd zu seinen Kumpels auf die Weide bringen, fast immer laufen sie erstmal hin und näseln mit dem ein oder anderem, um zu sehen ob auch alles in Ordnung ist.
Das alles zeigt uns doch, wie wichtig es ist, auf diese Dinge zu achten.
Ich könnte über dieses Thema ein ganzes Buch schreiben, mir würden immer wieder Beispiele aus dem täglichen Leben mit meinen Pferden einfallen, wo es um das Thema, Nähe und Berührung mit unseren sensiblen Vierbeinern geht. Ihr werde mir da wohl recht geben, wenn ich sage, wer dieses nicht erlebt, der ist kein Pferdemensch, sondern nur ein Mensch mit Pferd….