Horsemanship für Blödies

 
Horsemanship für Blödies,
oder wer bewegt wen
1.Teil der Reihe rund um die Tücken des Alltags
 
Werde hier in unregelmäßigen Abständen ein paar Anekdoten und Tricks aus meinem Leben als Coach im Bereich Horsemanship und Westernreiten erzählen. Meine Bitte, alles nicht so ganz ernst nehmen, denn das Pferdeleben ist doch oft ernst genug.

Wer bewegt wen, ist eigentlich eine der Grundübungen im Umgang mit dem Pony am Boden. Oft sieht man, dass unser lieber 4beiniger Partner die Hosen oder Garmaschen anhat und uns gern mal über den Hof zieht, oder auch mal sehen will, wie es ist, auf dem Platz zu stehen, auf dem wir gerade halt mal stehen.
Wir werden ohne Rücksicht auf Verluste oder blauer Flecken, manchmal auch mit Hilfe einer Kopfnuss von unserem Standplatz verdrängt, nur um kurze Zeit später, wieder auf eine andere Stelle gedrückt zu werden.
 
Ich schaue mir dieses Schauspiel oft von meiner Bank auf unserem Reiterhof an und muss feststellen, dass dieser Schubssport sehr weit verbreitet ist.
Klar, Pferde bringen ein paar mehr Kilo auf die Waage und haben es einfach und Leichtgewichte aus der Balance zu bringen, aber wir sollten doch zusehen, dass sie zumindest uns respektieren.
Ist ja auch blöd, immer auf seine Füße zu achten, dass man nicht am Abend ein zwei Schuhgrößen mehr im Schuhregal braucht.
 
Am besten, man löst dieses kleine Problem, was wie geschrieben große Füße bringen kann, im Round Pen (geht aber auch in der Halle oder Platz).
 
Man beginnt mit einer einfachen Führübung, bei der man sich das drängelnde Etwas neben uns vom mehr oder weniger dicken Leib hält.
Bitte aber nicht, wie oft gesehen mit dem Ellenbogen oder per Bodycheck, diese Dinge gehören zum Eishockey und nicht zum Umgang mit unseren sensiblen Pferdchen.
 
Wir können nämlich von unseren Pferden nicht verlangen zu drängeln und es selbst machen. Einfacher ist es, sich die kleine Tonne neben uns, mit einem Seil oder einer Bodenarbeitsgerte von unserem zierlichen Körper wegzuhalten.
Oft reicht eine kleine Berührung an Schulter oder Hals, um den nötigen Abstand zu gewährleisten.
Gern nehme ich aber auch meine Hand in Richtung Auge, das hilft bei fast jedem Pferd und es weicht ganz natürlich ohne eine Berührung.
Das passiert aus einem natürlichen Reflex, unser Pony möchte ja auch nur sein Auge schützen ( Bitte langsam zum Auge, nicht schlagen!)..
 
Wir müssen als Führer, auch auf unsere Körperspannung achten, denn nur ein starker Führer ist ein guter Führer. Wir müssen uns ein Vorhand und ein Hinterhand weichen erarbeiten. Ja, der Popo ist auch ganz wichtig, den wollen wir auch bewegen.
Wichtig sind aber auch die Pausen und das Stillstehen unserer Zappelmonster.
Einfach mal durchatmen und an Knoppers denken, morgens halb Zehn in Deutschland.
Jetzt stellen wir uns mal vor, wir wären ein Baum, ja ihr habt richtig gehört, ein Baum, der seine Wurzeln in den Boden getrieben hat und unverrückbar ist. Wir stellen uns fest auf einen Platz und lassen unser bestes Stück immer an einen anderen Platz laufen, den wir uns natürlich vorher im Kopf festgelegt haben.
Es gibt einen großen Horseman, der hat daraus ein Uhrenspiel gemacht, was super hilft in unserer Vorstellung.
Also schickt das Pony auf Uhrzeiten, vorn ist 12 Uhr rechts 3 Uhr und links 9Uhr. Toll ist es auch auf 2, 11, oder alle anderen Uhrzeiten zu stellen. Bitte aber nicht vergessen, alles mit viel Ruhe, aber auch mit Nachdruck dein Pferd zu deinem Gewählten Punkt zu schicken.
Wichtig ist wirklich, dass ihr euren Platz nicht verlasst und nur das Pony sich bewegt. Es wird ein paar Einheiten brauchen bis ihr die nötige Kommunikation habt, dass es auf den Punkt funktioniert.
Eine Übung, die ich persönlich mit jedem neuen Trainingspferd mache, ist die im Round Pen.
Habt ihr bestimmt schon bei dem tollen bayrischen Horseman mit dem Zopf gesehen, ja der aus dem Fernsehen. Hier grüße ich mal den Bernd
Ich lasse die Pferde in eine Richtung laufen und warte bis sie sich langsam entspannen und wende sie dann in die andere Richtung und warte auf die gleichen Zeichen. Er sind es ein paar Runden, dann wird der zeitliche Abstand der Wendungen immer kürzer, bis unser Pony fast auf der Stelle von links nach rechts dreht und umgekehrt. Dabei achte ich auf feine Zeichen, die Körperspannung und das Ohrenspiel zeigen mir wie viel Spannung ich aufbringen muss, um das tanzende Spiel aufrecht zu erhalten. 

Ja, ich möchte mit meinen Pferden spielen und tanzen. 
Jede Bewegung, die ich von meinem Pony verlange, mache ich mit, oder vor. 
Bei diesem Tanz bestimme ich die Richtung und die Gangart, also bewege ich mein Monster und nicht mein Monster mich. 
Irgendwann drehe ich mich um und hoffe das mein Pony den Tanz verstanden hat und zu mir in die Mitte kommt.